Tuesday, 17 March 2009

ein koreanisches Nickerchen

Gluecklicherweise zeigt mein supervising-Professor Verstaendnis dafuer, dass ich nicht soviel Freude daran habe (im Gegensatz zu einigen koreanischen Kollegen), jede Woche fuer zwei oder drei Naechte im Buero auf der Uni zu bleiben um Projekte, Hausuebungen, und ein sehr intensives Seminar unter einen Hut zu bringen. Fuer viele koreanische Studenten ist es selbstverstaendlich hin und wieder die ganze Nacht auf der Uni oder im Lesesaal der Bibliothek zu verbringen. Egal ob an einem normalen Wochentag, in den Ferien, oder am Wochenende - wenn manch einer fruehmorgens kurz vor Sonnenaufgang nach Hause kommt - im hell erleuchteten Lesesaal sieht man immer einige Studenten ueber ihre Buecher gebeugt.

Vor einigen Tagen, so gegen 20:30, wollte ich mich gerade auf den ca. zehnminuetigen Heimweg vom Unigebaeude, in dem sich mein Buero befindet, zum Studentenheim machen. Ich habe meine Sachen zusammengepackt und meinen Schreibtisch noch ein wenig aufgeraeumt, als mich ein Kollege erstaunt ansieht und fragt:
'Why do you go home so early?'
Ich schaue auf meine Uhr und warte auf ein Anzeichen, dass die Frage als Scherz gemeint war. Aber er bleib voellig ernst. Also habe ich geantwortet: 'Well, I'm a little tired.'
Worauf er meinte: 'You can take a nap on your desk.'
Und ich: 'Mmh ... no, thank you.' - 'See you tomorrow.'
Ich habe mich bereits an die (meistens recht positiven) koreanischen Eigenheiten gewoehnt und vielleicht auch schon einige davon uebernommen, aber das weit verbreitete und aeusserst unbequeme Schlummern auf einem Tisch, den Kopf auf einen wohlig weichen Buchruecken gebettet, wird sich nicht als neue Angewohnheit bei mir durchsetzen koennen.

Davon abgesehen haelt der Fruehling langsam Einzug in Korea (bestes Anzeichen dafuer ist die beinahe taeglich steigende Minirock-Dichte am Campus) und so versuchen alle wieder mehr Zeit im Freien zu verbringen. Jedoch sobald die Sonne richtig zum Vorschein kommt, schirmen einige Studentinnen auch schon ihr Gesicht mit einem Heft, einem Buch, ihrer Tasche oder was halt gerade zur Hand ist ab, um so dem asiatischen Schoenheitsideal einer weissen, am besten Vampir-bleichen Hautfarbe zu entsprechen. Eine braungebrannte, solarium-gebrutzelte Sonnenanbeterin sucht man hier vergebens.

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