Letztes Wochende (13.-15.09.) fand eines der wichtigsten traditionellen koreanischen Feste statt. Chuseok, was soviel wie Herbstabend bedeutet, wird am 15. Tag des achten Mondmonats gefeiert und faellt somit immer auf eine Vollmondzeit. Die Bedeutung von Chuseok ist einerseits mit dem Erntedankfest vergleichbar und andererseits stellt es das wichtigste koreanische Familienfest dar - vergleichbar mit dem europaeischen Weihnachtsfest.
Zu Chuseok versammelt sich die gesamte Familie im Haus des Familienoberhauptes, dh. alle Koreaner fahren zu ihren Eltern, Grosseltern oder treffen sich im Haus des aeltesten Bruders. Waehrend der drei Tage dauernden Feierlichkeiten werden Unmengen an traditionellen, meist selbst zubereiteten Speisen verdrueckt, Spiele gespielt, ausreichend Alkohol getrunken und vor allem die hoeher stehenden Familienmitglieder und Ahnen geehrt. Die soziale Hierachie (auch innerfamiliaer) ist in Korea bedingt durch den konfuzianischen Einfluss immer noch sehr stark ausgepraegt. Das wird besonders im sprachlichen Umgang deutlich - es gibt verschiedene Sprechstufen im Koreanischen abhaengig davon, ob man mit einem Freund, einem aelteren Menschen (die Eltern eingeschlossen) oder einem Fremden spricht.
Als neugieriger Europaeer wollte ich wissen, was passiert, wenn ein junger Koreaner einen aelteren Mann in einer unangebrachten Weise anspricht und alle Koreaner, die ich gefragt habe, haben mit einem nachsichtigen Laecheln aber entschieden geantwortet, das sei nicht moeglich. Unvorstellbar.
Jedenfalls ... da der Campus wie ausgestorben war, fast alle Geschaefte geschlossen hatten und das erste Mal wirklich Ruhe in die Strassen um das Uni-Gelaende eingekehrt war, haben Christian, Robert und ich beschlossen einen Ausflug zu drei kleinen Inseln (Sindo, Sido und Modo) nordwestlich von Incheon zu unternehmen.
Obwohl wir uns eine Reiseroute zurecht gelegt hatten, wurde die Anreise zu einer ueber fuenfstuendigen Expedition mit der U-Bahn, unzaehligen Bussen und einem Taxi, das wir uns noch fuer die letzten Kilometer geschnappt haben um zur Faehre zu gelangen.
Die Inseln sind ueber Bruecken mit einander verbunden und es gibt einen Bus, der in einem Rundkurs ueber alle drei ansonsten wenig erschlossenen Inseln rattert. Wir haben uns auf Sido, der mittleren Insel, eine kleine Pension gesucht und sind dann ziemlich hungrig erst einmal etwas Essen gegangen.
Danach hat uns der Sohn der Pensionsinhaberin wieder eingesammelt und uns mit seinem Auto einige Sehenswuerdigkeiten von Sindo und Sido gezeigt - Reisfelder, das Meer, Gegend und einen Filmplatz fuer ein populaeres koreanisches Drama.
Zudem haben wir seinen 82-jaehrigen Grossvater (Foto) besucht, der uns sofort unglaublich suesse, selbst geerntete Weintrauben angeboten hat.
Den Abend haben wir drei bei Bier und Soju auf einer Bruecke in der Naehe des Dorfzentrums (markiert durch den einzigen, dafuer rund um die Uhr geoeffneten Kraemerladen, ein Restaurant und einen grossen Handymasten) verbracht.
Am naechsten Morgen hat uns unser freundlicher Chauffeur nach einem traditionellen Fruehstueck im Wohnzimmer der Familie zur kleinsten Insel (Modo) kutschiert, wo wir einige Stunden genuesslich und faul am Strand gelegen sind. (Gestoert wurde die Idylle nur durch die ueber der Insel befindlichen Einflugschneise fuer den internationalen Flughafen wenige Kilometer suedlich).
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